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Neuenbürg, mein Heimatort

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Der Neuenbürger Geisterspuk

Im Jahre 1780, also drei Jahre vor dem großen Stadtbrande, erregte eine unheimliche Geschichte in Neuenbürg großes Aufsehen. Schon längere Zeit wurde gemunkelt, in dem Hause des Hafners Johann Jacob Emmendörfer, das an Stelle der Vesterschen Küferei stand, sei es nicht geheuer. Man wollte um das Haus und in den Fenstern oft eine unnatürliche Helle gesehen haben. Es blieb zunächst bei den dunklen Gerüchten, die im Städtlein die Runde machten. Aber schließlich sah sich der Meister im genannten  Jahr gezwungen, selbst Anzeige beim Oberamt zu erstatten.
Schon seit etwa dreißig Jahren würden von ihm, seiner Frau und seiner Tochter die Geister beobachtet. Es seien ihrer in der Hauptsache drei: ein Mann von etwa vierzig Jahren in rotbraunem Rock und mit Samtkappe, ein Jüngling von zwanzig Jahren in Müllerkleidern, und ein Mädchen von ungefähr acht Jahren. Sie hätten zwar noch niemand ein Leid zugefügt, aber die Aufregung im Hause werde täglich größer, besonders bei seiner Tochter, die einmal nach Karlsruhe verbracht, auch dort belästigt worden sei. Am hellen Tage stünden sie oft neben ihm, dem Meister, kein Geselle wolle mehr bleiben. Meist erschienen sie aber des Nachts, kämen an die Betten, beteten, seufzten und stöhnten. Hin und wieder höre er seinen Namen rufen, höre sie rumoren und Türen und Fenster zuschlagen. Besonders unruhig sei es an den hohen Festtagen. Einmal, in der Nacht auf den Dreifaltigkeitstag, sei er mehrmals gerufen worden. Er sei aufgestanden und habe die Stubentüre offen gesehen. Unter dieser sei eine hohe Truhe gestanden, in die sich gerade ein großer Mann in priesterlichem Gewand hineingebeugt habe und aus der allerlei silberne und goldene Kostbarkeiten herausgeschimmert hätten. Als er bemerkt worden sei, habe ihn der Mann hineinziehen wollen, allein er habe sich davon gemacht.
Frage man die Geister, was sie eigentlich wollten, so gäben sie nie eine Antwort, sondern winkten bloß, ihnen in den Garten hinaus zu folgen. Fange man an zu fluchen, so weinten sie wie Kinder. Einmal sei er, der Meister an seiner Drehscheibe gesessen, da habe es unter ihm angefangen zu graben und zu poltern, und ein plötzlicher Stoss habe ihm den Lehm von der Scheibe geworfen. Beim Nachgraben an der Stelle sei er auf etwas Hartes gestoßen, er habe dann aber nicht gewagt, damit fortzufahren.
Auf Veranlassung des Oberamtmanns erboten sich nun einige beherzte Männer, in dem Hause zu wachen. Aber nur einem von ihnen war es vergönnt, „a bißle ebbes“ zu sehen und zu hören. Trotzdem soll das Treiben der Geister nachher noch toller geworden sein, bis das Haus kurz darauf abgebrochen wurde. Danach ist nichts mehr bemerkt worden.
Nach Fuchs

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